Harald F. Müller, Maler und Modell
30. Januar bis 3. April 2016
Kurator: Jörg van den Berg
Die Werke von Harald F. Müller sind immer Ereignisse und Provokationen gleichermaßen. Sie sind Ereignisse für das Sehen und Provokationen für das Denken. Müller interessiert sich nicht für Kategorien, operiert lieber im Dazwischen. Seine Werke bewegen sich zwischen Fläche und Raum, Bildreproduktion und Farbkonzeption, Malerei und Architektur. Müller ist unterwegs, reist und lebt mit offenen Augen für Details, bedient sich freud- und lustvoll am übervollen Bild- und Farbfundus unserer Zeit. Er verarbeitet alte wie neue, anspruchsvolle wie banale Bilder. Er weiß um die Macht der Bilder, um die Qualitäten jahrhundertealter Farben und um die neuesten Möglichkeiten der Pigmentverarbeitung. Müllers Blick ist radikal jetztzeitig und wird mit jeder Ausstellung freier. Indem er sein Werk konsequent jeder vorschnellen Rationalität entzieht, tritt er auch der eindimensionalen Rückstufung und Degenerierung des Menschen zum homo oeconomicus entgegen. Was dargestellt ist, darf unverständlich bleiben – jenseits allen Nutzens. Genau hier gewinnen die Arbeiten ihre Relevanz.
Müller hat mindestens zwei Sammlungen, die für seine Produktion unverzichtbar sind: seine gefundenen fotografischen Bilder und seine unendliche Palette von Farben. Im Atelier gibt es einen ‚Farbraum‘, in dem er über neunhundert Pigmente zusammen getragen hat und drei weitere Räume voller Schachteln, in denen Bildfunde lagern. Müller bewegt sich durch die Welt und jagt in beeindruckender Treffsicherheit. So hat seine jüngste Bildserie ›SAS‹ ein unerträglich provokantes Motiv zum Ausgangspunkt: eine leichtbekleidete Frau, gerne blond, hält eine Waffe in der Hand, gerne eine Maschinenpistole. Was sich als Cover der Krimiserie ›SAS‹ von Gerard de Villiers millionenfach bewährt hat und so zum Common Sense populärer Unterhaltung wurde, muss für die Hochkultur nicht zwingend verloren sein. In Friedrichshafen markiert eines dieser ›SAS‹-Bilder den Einstieg zu ›Maler und Modell‹ – ein Titel der Fantasien beflügelt. Man assoziiert das Bild einer verführerischen Frau, die allein mit dem Maler in dessen Atelier ist: als Muse, die ihn inspiriert. Einer der großen Topoi der abendländischen Bildgeschichte, der mit Appelles und Campasne beginnt, fortgeschrieben wird in großartigen Bildfindungen von Tizian oder Raffael, von Vermeer oder Courbet bis hin zu Cezanne, Matisse, Picasso oder auch Koons; nun also Harald F. Müller – auch bei ihm ein Motiv unter vielen. Man weiß nicht, was einen erwartet: sicher Bilder, sicher Farben und sicher auch eine Liebeserklärung an die Malerei – nur eben anders. (JvdB)
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Biografie Harald F. Müller
geboren 1950 in Karlsruhe, lebt und arbeitet in Singen
Einzelausstellungen (Auswahl)
2015/16 Harald F. Müller – SAS, Mirko Mayer Galerie, Köln 2015 Harald F. Müller – Ciba Noir, Magazin4 – Bregenzer Kunstverein 2014 „1984?“, MAI 36 Galerie, Zürich 2013 Cut, Mirko Mayer Galerie, Köln | Le Rouge et le Noir, MAI 36 Galerie, Zürich 2011 No Return, Mirko Mayer Galerie, Köln 2009 Black Fungus, MAI 36 Galerie, Zürich 1995 Fosse aux Lions, can – Centre d'Art, Neuchatel 1994 Harald F. Müller/Sam Samore, Kunsthalle Zürich 1992 Fosse aux Lions, Christian Nagel Galerie, Köln | Harald F. Müller, Galerie Carée, Villa Arson, Nizza
Gruppenausstellung (Auswahl)
2012 Architektur Biennale in Venedig – Kollaboration mit Gigon/Guyer 2004 Nice Fine Arts, MAI 36 Galerie, Zürich 2000 Les Fleurs du Mal, Art Unlimited, Art Fair Basel | hier, da und dort, Kunst im öffentlichen Raum in Singen am Hohentwiel 1999 Harald Braun/Harald F. Müller, Kunstverein Baselland, Basel 1997 Ingrid Luche, Ulrich Strotjohann, Harald F. Müller, Magazin4 – Bregenzer Kunstverein in Kooperation mit Nice Fine Arts, Nizza
Projekte
2015 Werkhof – St. Gallen, Allemann Bauer Eigenmann Architekten 2014/15 Zeppelin Universität, Friedrichshafen, Farbkonzept 2013 Löwenbräu-Areal In Zürich, mit Gigon & Guyer 2012 Google Headquarter, Zürich, mit züst gübeli gambetti, Farbkonzept 2011/15 Sammlung Oskar Reinhart Winterthur Wandfarbe und Stoffbespannungen für die Ausstellungen 2011 First Cuts, Prime Tower, Zürich, in Kooperation mit Gigon & Guyer 2004 Wandmalerei im neuen Umbau der Kartause Ittingen, Schweiz 2005–2015 Sieben Farbraum Projekte, Campus Universität Stuttgar
Mehr Info: haraldfmueller.de, Mirko Mayer Galerie und Mai 36 Galerie