Peter Böhnisch, Gesichter
17. September bis 20. November 2016
Kurator: Jörg van den Berg
Der im Allgäu aufgewachsene, in Berlin lebende Künstler Peter Böhnisch macht Bilder. Die in Friedrichshafen gezeigten Bilder aber sind im klassischen Sinn keine gemalten Bilder. Böhnisch arbeitet hier zwar mit Farben, aber vorwiegend mit Materialien: Holz, Wachs und Sand. Es entstehen auf diese Weise Reliefbilder, deren physische Präsenz die Begegnung mit ihnen sehr körperlich werden lässt. Das Bild zeigt sich als Bildkörper und auch als Verkörperung seines Machers. Es fordert die körperliche Rezeption seiner Betrachter. Ein sehr wesentliches Momentum in diesem Zusammenhang ist der Verzicht bzw. zumindest die Störung der uns so vertrauten, Distanz gebenden Perspektive. Beinahe möchte man von einer Einkörperung der Betrachter sprechen. Der damit einhergehende Distanzverlust zwingt die Betrachter zu einer aktiven Bezugnahme. Nur so entsteht künstlerische Relevanz.
Böhnischs Bildwelten sind zumeist ebenso figurativ wie narrativ. Seine Formen-, Material- und Bildsprache ist geprägt von einer beinahe kindlichen Einfachheit. Das Paradoxon: die dadurch entstehende Direktheit führt in keinem Fall zu einen schnellen, auch nur ansatzweise eindimensionalen Erkennen. Böhnisch Bilder bringen ihren Betrachtern einen Widerstand entgegen. Widerstand nicht im Sinne von Schwierigkeit. Sie bleiben in einer gewissen Hinsicht immer auch einfach. Widerstand eher im Sinne einer Spannung, die sich aufrecht erhält, nein steigert in der andauernden Betrachtung. Für den ‚geübten‘ Betrachter der zeitgenössischen Kunst kommt ein nicht zu unterschätzendes Widerstrebenspotential hinzu: so kann man doch heute nicht mehr Kunst machen! Man kann und Peter Böhnisch muss sogar auf genau diese Wiese Kunst machen. Es scheint, als ginge es ihm immer um Grundbedingungen seiner, unserer conditio humana. Peter Boehnisch selbst sagt: „Ich möchte mit etwas in Kontakt treten, das immer da ist. Nach dem vielleicht viele Menschen Sehnsucht haben und das mit Dingen zu tun hat, die man nicht erklären kann. Vielleicht könnte man das auch mit Freude umschreiben, obwohl meine Bilder nicht nur freudig sind.“
Der Kunstverein zeigt wie ein Vorwort zwei Holzarbeiten am Beginn der Ausstellung und wie ein Nachwort auf der Empore eine kleine Gruppe von Wachsarbeiten. Im Zentrum aber wird die neueste Werkgruppe von Peter Böhnisch stehen, in der er in aller Einfachheit den Ursprung allen menschlichen Bilder-Machens aufgreift: die Zeichnung eines Kopfes. Böhnisch zeichnet mit seinen Fingern in Sand. Diese Köpfe sind keinesfalls Portraits von Dritten oder Selbstportraits des Künstlers. Sie werden zu einem elementar aufgeladenen Gegenüber für den Betrachter. Die Serie der Köpfe wird im Kunstverein Friedrichshafen erstmals und zeitgleich mit einer parallel laufenden Ausstellung von Peter Böhnisch in seiner Berliner Galerie Contemporary Fine Arts gezeigt. (JvdB)
Peter Böhnisch
1977 geboren in Waiblingen, lebt und arbeitet in Berlin
1999–2005 Studium Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe bei Prof. Andreas Slominski und Anselm Reyle
ausgewählte Einzelausstellungen
2014 Granum sinapis, Contemporary Fine Arts, Berlin 2013 Joie, Claude Monet Fondation, Giverny, Frankreich | Eis in der Sonne, Arsenal Gallery, Bialystok, Polen 2012 Peter Böhnisch, Contemporary Fine Arts, Berlin 2011 Kanisfluh, Contemporary Fine Arts, Berlin 2010 Gartenstrasse 5, Bremerhaven | AbaB Projekte, Düsseldorf 2009 Neues aus der Löwengrube, Städtische Galerie Waldkraiburg 2008 Arbeiten auf Papier, Kunsthalle Bremerhaven, Bremerhaven | Humus, Galerie Giti Nourbakhsch, Berlin 2007 Ferenbalm-Gurbrü Station, Karlsruhe 2006 Galerie Giti Nourbakhsch, Berlin | Ich liebe Dich, Showroom Berlin
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