Die Ausstellung Die Unmöglichkeit zu teilen (Teil 3) im Kunstverein Friedrichshafen widmet sich den Zusammenhängen von ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Zukunftsszenarien rund um das Thema Wasserversorgung – dem zentralen Forschungsthema des Kollektivs PARA in diesem Jahr.
Angesichts der katastrophalen Klimaveränderungen der letzten und kommenden Jahre wird deutlich, welche Konfliktpotenziale in der ungleichen Verteilung von Wasser liegen: Während an manchen Orten Überschwemmungen auftreten, trocknen an anderen Stellen Flüsse aus. Auch der Bodensee, an dessen Ufer die Räume des Kunstvereins Friedrichshafen liegen, leidet unmittelbar unter anhaltender Trockenheit und mangelnden Niederschlägen. Um die Lage nicht noch weiter zu verschärfen, gilt seit Juni ein generelles Entnahmeverbot von Oberflächenwasser im gesamten Bodenseekreis. Auch wenn weder die Schifffahrt noch die Wasserversorgung akut gefährdet ist, werfen die niedrigen Pegelstände des Sees doch den Schatten sich künftig verschärfender Krisen voraus. Andernorts ist die Lage bereits wesentlich ernster: Voriges Jahr wurde in mehreren Regionen Spaniens der Wassernotstand ausgerufen. Erst kürzlich gab das Auswärtige Amt wegen anhaltenden Wassermangels eine Reisewarnung für weite Teile Süditaliens heraus.
Mittels einer von PARA entwickelten, installativen Umverteilungsanlage in den Ausstellungsräumen des Kunstvereins adressiert die Gruppe Fragen der Umverteilung der Ressource Wasser. In abgefüllten Portionen befindet sich Trinkwasser direkt aus der Schweiz – dem Wasserschloss Europas. PARA entnahmen hierfür dieses Wasser dem Schweizer Wasserkreislauf und brachte es außer Landes. Die Besucher*innen sind eingeladen, sich mit diesen Wasserportionen aktiv an der Umverteilung des wertvollen Rohstoffs zu beteiligen: Den Pegel des Sees vor der Haustür endlich wieder erhöhen oder doch im Keller für die zukünftige Apokalypse einlagern?
Der Umverteilungskiosk stellt den zentralen Teil der Installation im Erdgeschoss dar: An einer spiralförmigen Architektur werden Wasserportionen abgefüllt und abgegeben. Das Publikum erhält außerdem anhand einer Überblickskarte Einblick in die bereits erfolgte Umverteilung. Im Obergeschoss ist das Backoffice der Umverteilungskampagne. Hier ist die Audioinstallation Chronik der Austrocknung zu hören, außerdem gewährt PARA Einblick in die Entstehung des Projekts.
Während einer Performance am Folgetag der Eröffnung von Die Unmöglichkeit zu teilen (Teil 3) ist das Publikum eingeladen, sich gemäß den Anweisungen der Künstler:innen an der direkten Umverteilung des Rohstoffs zu beteiligen. Gemeinsam wird das in der Schweiz entnommene Trinkwasser dem Bodensee zugeführt und so dem sinkenden Pegelstand Einhalt geboten.
PARA ist geübt darin, sich den Status Quo fremd zu machen und mit künstlerischen, spekulativen Strategien das vermeintlich Normale und Übliche zu hinterfragen: Wird der Wasserspiegel des Sees in der Zukunft sinken, wenn die Schweizer Gletscher im Zuge des Klimawandels abgeschmolzen sind oder die Schweiz die Zufuhr weiter reguliert? Sind die Bewohner*innen der Bodenseeregion die leidtragenden im Kampf um die Ressource Wasser? Und verpflichtet der relative Ressourcenreichtum der Region zum Teilen? Um die zeitliche Umverteilung der Ressource Trinkwasser zu unterstreichen, geht ein Teil des in der Schweiz angeeigneten Wassers nach dem Ende der Ausstellung in verplombten Behältnissen in die Sammlung des benachbarten Zeppelin Museum Friedrichshafen über. Mit dieser Musealisierung des heute noch scheinbar im Überfluss vorhandenen Rohstoffs nimmt PARA eine Zukunft des Mangels vorweg und stellt zudem eine bestmögliche Konservierung sicher.
PARA ist eine Gruppe bestehend aus zehn Künstler:innen, Designer:innen, Architekt:innen und Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen. Ihre Performances, Installationen, Kampagnen, Ausstellungen und Interventionen im öffentlichen Raum wurden in Zusammenarbeit mit dem Künstler:innenhaus Mousonturm, Frankurt am Main, der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin, dem GRASSI Museum für Völkerkunde, Leipzig, sowie im Rahmen zahlreicher Festivals präsentiert. Eine Produktion von PARA.
Ermöglicht und initiiert durch Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) der Stadt Zürich. Mit Unterstützung der Brunhilde Moll Stiftung und Ritter Sport Kunstförderung.
Kuratorin: Marlene A. Schenk