Sophie Schmidt
Ein schweres Herz muss man sich leisten können
Sophie Schmidt ist in vielerlei Hinsicht eine Grenzgängerin. Ihre multimedialen, raumgreifenden Installationen sprengen jede Gattungsgrenze. Sie umfassen, angefangen bei Zeichnungen, Collagen, Leinwandbildern und Wandmalereien, in die sie oftmals eigene Texte integriert, auch Skulpturen, die aus allerlei Alltagsmaterialien wie Sieben, Ästen, Schläuchen, alten Schubkarren oder Ölfässern entstehen. Ihre eindrücklichen Performances bringen sie ebenfalls oft genug an ihre körperlichen Grenzen. Gefangen in fragilen, benutzbaren Skulpturen – die sie Prothesen nennt – trägt sie ihre von persönlichen Erfahrungen durchdrungenen Texte,mal zaghaft sprechend mal inbrünstig singend, vor.
Sophie Schmidt ist in vielerlei Hinsicht eine Grenzgängerin. Ihre multimedialen, raumgreifenden Installationen sprengen jede Gattungsgrenze. Sie umfassen, angefangen bei Zeichnungen, Collagen, Leinwandbildern und Wandmalereien, in die sie oftmals eigene Texte integriert, auch Skulpturen, die aus allerlei Alltagsmaterialien wie Sieben, Ästen, Schläuchen, alten Schubkarren oder Ölfässern entstehen. Ihre eindrücklichen Performances bringen sie ebenfalls oft genug an ihre körperlichen Grenzen. Gefangen in fragilen, benutzbaren Skulpturen – die sie Prothesen nennt – trägt sie ihre von persönlichen Erfahrungen durchdrungenen Texte, mal zaghaft sprechend mal inbrünstig singend, vor.
In ihren Werken überführt Sophie Schmidt ihre Sicht der Welt in eine universelle Poesie, die einer noch so flüchtigen Begegnung oder einem Geruch, existentiellen menschlichen Gefühlen wie Angst, Freude, Einsamkeit und Lust, aber auch der banalsten alltäglichen Situation eine ergreifende Tiefgründigkeit verleiht.
Für ihre erste institutionelle Einzelausstellung Ein schweres Herz muss man sich leisten können hat die Künstlerin erneut eine raumgreifende Installation geschaffen, die auch gleichzeitig die Bühne für die gleichnamige Opernperformance ist. Diese wird sie im Rahmen der Ausstellungseröffnung aufführen.
In tagebuchartigen Sequenzen lässt Schmidt uns an ihrer Poetik des Alltäglichen teilhaben, für die wiederum verschiedene, auf einer Reise in die Vereinigten Staaten gesammelte Grenzerfahrungen ausschlaggebend sind. Ein Reisestipendium führte sie zunächst nach Alaska und im Anschluss nach Chicago.
Bereits zuvor hat die Künstlerin die Eindrücke, die sie bei zahlreichen Reisen gewonnen hat, in ihren Ausstellungen und Künstlerinnenbüchern verarbeitet. Und auch dieses Mal nimmt sie uns mit an einen der entlegensten Orte der Welt, nach Anchorage, Alaska. Am Rande des Runden Sees. Am Rande der Runden Welt., wie in einer Zeichnung der Ausstellung geschrieben steht. Sie nimmt uns mit in ihr Airbnb in der Malibu RD, auf das ewige Eis, welches vor Jahrhunderten noch die Kontinente verbunden hat, und lässt uns an diesem so ursprünglichen, lebensfeindlichen Ort, den die Menschheit bisher nicht bezwingen konnte, die Naturgewalten spüren.
In Chicago angekommen, kulminiert sich dort alles, was die Zivilisation zu bieten hat. Der American Dream prallt auf Armut und Kriminalität, No-go-Areas auf eine glitzernde Skyline, und auch die koloniale Vergangenheit Amerikas manifestiert sich in dem erschütternden Kontrast zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden der Stadt.
All das beschreibt Schmidt auf bildlicher und textlicher Ebene in den Collagen und Zeichnungen der Ausstellung, verwebt es mit Texten anderer Literatinnen und Literaten, Notizen sowie Briefwechseln, und transformiert alles in eine Opernperformance, in der Stimmungen, Körperteile, Organe, Tränengeweih-Prothesen, Elche, Schnee, Bäume, Architekturen, Anchorage und Chicago ein Eigenleben führen.
Vom Pazifischen Ozean folgen wir Sophie Schmidt somit zum Lake Michigan, um uns schlussendlich am Bodensee wiederzufinden. Während dieser Reise lässt sie uns an ihrer vielschichtigen und tiefgründigen Weltpoesie teilhaben.
Sophie Schmidt (*1986) lebt und arbeitet in München. Sie hat Kunstpädagogik sowie Bildende Kunst in München und Wien studiert. Sie wurde mit zahlreichen Stipendien ausgezeichnet u. a. mit dem USA-Stipendium des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (2022), dem Taipei Residency Program (2021), dem Kunststipendium des Deutschen Studienzentrums in Venedig (2021), dem Arbeitsstipendium A1 der Stiftung Kunstfonds (2020) und dem Art Scholarship der Jan van Eyck Academie Maastricht (2017–18).
Auswahl Einzelausstellungen jeweils von Performances begleitet: 2022: beacon, München; 2021: KNUST KUNZ, Knokke-Heist, BE; Galerie Tobias Naehring, Berlin; 2020: Galerie Tobias Naehring, Leipzig; KNUST KUNZ sowie fructa space, beide in München; 2019: Josilda da Conceicao Gallery, Amsterdam, NL; 2017: Tanja Pol Galerie, München.
Text/Kuratorin: Hannah Eckstein