Gloria Friedmann

Green Piece

Auf der documenta 8 in Kassel überraschte die bis dahin noch weitgehend unbekannte Künstlerin mit einer Installation von sinnlichem Reiz: neben Blöcken aus Kalk, Granit, weissem und schwarzem Paraf-fin, einer mit Stierfell und einer mit Daunenfedern überzogenen Stele türmten sich in einem gläsernen Kubus als Behältnis Milch und Rotwein vor dem Betrachter auf. Naturmaterialien, Lebensmittel oder ausgestopfte Tiere sind seither wichtige Bestandteile der Bilder, Skulpturen und Installationen von Gloria Friedmann. Kombiniert mit industriell gefertigten Produkten sind sie jedoch weit mehr als bloße Darstellung oder Imitation von Natur.
Auf oft äußerst provokative Weise konfrontiert Gloria Friedmann Natur und Zivilisation und macht in ihren Arbeiten deutlich, wie weit sich diese voneinander entfernt haben. Natur und Kreatur sind ihrem ursprünglichen Lebenszusammenhang gleichermaßen entrissen wie der Mensch. Ein ausgestopfter, röhrender Hirsch auf einem Sockel aus gepreßtem Altpapier („Sonderbeauftragter“, 1995) steht als Denkmal dafür, was vom mythologisch aufgeladenen Bild des Waldes übriggeblieben ist.
In ihren jüngsten Arbeiten setzt sich Gloria Friedmann mit der Rolle von Repräsentanten des öffentlichen Lebens auseinander. Auf der Grundlage von Fotos aus der Presse, die mit Gegenständen aus dem Alltag konterkariert werden, werden Fragen nach deren realer und symbolischer Funktion gestellt. Und in der Serie der „Stellvertreter“ wird deutlich, wie die Bilder des Alltags und wie die Kunst zum Ersatz für Wirklichkeit geworden sind.

Kuratorin: Andrea Hofmann