Anja Luithle
Objekte
Ohne direkt oder ausdrücklich Bezug zu nehmen auf die Welt des Barock, lassen sich in den Werken von Anja Luithle mehrfach Bezüge zu barocken Motiven und Inhalten herstellen. Die Freude am Sinnlichen und Stofflichen, der Bezug zur Alltagswelt, der spielerische Umgang mit dem Material, der bewusste Einsatz technischer und optischer Mittel, die Einbeziehung theatraler Elemente, die Gegenüberstellung von Schein und Sein zählen dazu.
Der im Barock so beliebte Darstellungsrahmen der Welt als Bühne, auf der sich die kleinen und großen tragikomischen Geschichten des Lebens abspielen, findet in den Objekten von Anja Luithle seinen Widerhall. Aus selbstgefertigten Kostümen und Kostümfragmenten, aus diversen Accessoires wie Korsagen, Schuhen, Perücken, Brillen oder Handtaschen werden Porträts ‚typischer‘ Figuren, die allerlei zu erzählen haben: von Freuden und Leiden, von Lüsten und Ängsten, vom Wunsch nach Selbstdarstellung und dem Bedürfnis nach Schutz und Intimität, von Angriff und Verteidigung – von den einen und den anderen Leidenschaften. Statt hüllenloser Körper zeigt Anja Luithle körperlose Hüllen, die jedoch Wesentliches über das menschliche Innenleben auszusagen haben. In Bewegung gesetzt von Motoren, werden die Figuren zu einem imaginären Ballett, zu Protagonisten eines Welttheaters, das sich dank ironischer Selbstreflexion auch ohne das Versprechen einer besseren Welt weiterdreht.
Kuratorin: Andrea Hofmann